Fliegerangriff in Osterwick und Holtwick
am Sonntag, den 7. Mai 1944.
Am Sonntag, den 7. 5. 1944 wurde um 9,15 Uhr vormittags Fliegeralarm gegeben. Der Gottesdienst wurde unterbrochen und die Kirchenbesucher verließen die Kirche. Durch Drahtfunk wurden starke Einflüge aus holländischem Gebiet mit Ost- und Süd-Ost-Kurs gemeldet. Die Flugzeuge flogen in verhältnismäßig niedriger Höhe durch die geschlossene Wolkendecke, so daß man das Motorengeräusch sehr stark hören konnte. Gegen 10,30 Uhr hörte man in süd -westlicher Richtung schwache Detonationen. Kurz darauf wurde mir gemeldet, daß je eine Sprengbombe in der Gemeinde Osterwick und Holtwick gefallen seien. An Ort und Stelle habe ich sofort folgendes festgestellt:
a) eine 10 Ztr.-Sprengbombe 100 m. nordwestlich des Wohnhauses der Ww. Werschmöller in Osterwick, Höven 52,
Sprengtrichter: 12 m Ø und 2 ½ m. Tiefe,
Flurschaden: 1 große Türscheibe.
b) eine 10 Ztr.-Sprengbombe 200 m. westlich des Hauses Bernard Rosing in Holtwick, Kspl. 116,
Sprengtrichter: 12 m. Ø und 3 m. Tiefe.
Verletzt wurden 1 Rind des Landwirts Rosing (Verletzung an einem Bein) und 1 Kuh des Wilhelm Terwey in Holtwick, Kspl. 110 (Verletzungen an der Schulter).
Kurz vor dem Abwurf haben die Bewohner Maschinengewehrfeuer gehört, so daß vermutlich ein Not-Abwurf vorliegt. Infolge der niedrig geschlossenen Wolkendecke sind Flugzeuge nicht gesehen, sondern nur gehört worden.
Zur gleichen Zeit wurden 8 Sprengbomben in der Nähe der Gastwirtschaft Schnieder-Bauland in Coesfeld auf Weiden abgeworfen.
Wie mir die Regierung Münster mitteilte, sind an diesem Vormittag die Städte Münster und Osnabrück [13.Sept.1944] angegriffen worden.
Osterwick, den 8.Mai 1944.
Der Amtsbürgermeister:
Dr. Herbsthoff