Fliegerangriff in Darfeld.

 

Am Montag, den 9. März 1942 abends um 10,15 Uhr wurde der Amtsbezirk Osterwick durch eine starke Erschütterung geweckt [Am Rand hinzugefügt: Fliegerabsturz am Gabelpunkt bei Gescher (1 Mädchen von 18 J. tot)]. Vom Feuerwehrturm aus konnte ich ganz deutlich beobachten, daß im Industriegebiet in Richtung Recklinghausen sowie auch in Richtung Holtwick ganz neuartige Leuchtkugeln standen. Traubenförmig hingen 6–7 Leuchtkugeln, anscheinend miteinander verbunden – unter- und nebeneinander und beleuchteten den Him­mel sehr hell. Mehrere Flieger überflogen den Amtsbezirk.

Gegen 11 Uhr näherte sich ein Flugzeug aus der Richtung Münster. Ich sah, wie plötzlich eine schmalspurige Funkenbahn, ähnlich einer Rakete, in Richtung Darfeld senkrecht nach unten fiel. Als ich die Alarmsirene gezogen hatte, sah ich dann auch schon in Richtung Schöppingen und Asbeck eine weitere Kette Brandbomben fallen. Der Himmel stand in blendendweißem Licht. Wenige Se­kunden darauf entstand in Richtung Darfeld dunkelroter Feuerschein, ein Zei­chen, daß die Brandbomben in Darfeld gezündet hatten. Auf sofortige telefoni­sche Anfrage teilte man mir mit, daß es in Darfeld an mehreren Stellen brenne. Sofort wurde die Osterwicker Feuerwehr alarmiert und in Marsch gesetzt.

Schon auf der Höhe nach Darfeld sah man bereits den hellen Feuerschein von mehreren Bränden. An Ort und Stelle ergab sich, daß vom Bahnhof in Richtung Benning–Ww. Engelsing–Nattler–auf der Rieth bis zur Jägerheide eine große Anzahl Brandbomben – mindestens 700–800 Stück – abgeworfen waren.

Die ersten Brandbomben haben die große Scheune – 33 x 11 m – des Bauern Benning in Darfeld in Brand gesetzt. Die freiw. Feuerwehr Darfeld war bereits mit den Löscharbeiten zugange. In der Luft hörte man wiederholt Flieger, so daß mehrmals Fliegerdeckung genommen werden mußte.

Weitere Brandbomben hatten das Haus des Gastwirts Feldkamp-Froning, so­wie das Haus des Straßenwärters Nattler und das Haus der Ww. Engelsing ge­troffen. Diese Brandbomben sind von den Hausbewohnern selbst sofort gelöscht worden und haben keinen weiteren größeren Schaden verursacht.

Dagegen sah man schon von weitem mehrere Häuser auf der Rieth in hellen Flammen stehen. Insgesamt sind hier die 3 Wohnhäuser mit Wirtschaftsgebäu­den:

Damering, Nörden und Wevers

vollständig eingeäschert.

Mit den Wirtschaftsgebäuden standen zu gleicher Zeit 6–7 Gebäude in hellen Flammen.

1. Brand Damering:

Bei Damering fiel die erste Brandbombe in das Sofa des Wohnzimmers und eine zweite Brandbombe in die Küche. Als die beiden alten Leute die Brand­bomben herauswerfen wollten, sahen sie, daß das ganze Haus schon in hellen Flammen stand. Inventar und Wäsche konnten hier Dank der Tatkraft der Feu­erwehr fast vollständig gerettet werden. Dagegen sind 2 Kälber und 4 Schweine in den Flammen verbrannt und liegen unter den rauchenden Trümmern. 3 Brandbomben hatten das Glasdach der Gärtnerei durchschlagen, sind aber ohne nennenswerten Schaden anzurichten, abgebrannt. Eine Kuh mußte notge­schlach­tet werden.

2. Brand Nörden:

Auf den Alarm der Sirene in Darfeld hin war der Landwirt Nörden aufgestan­den und hatte sich notdürftig angezogen. In demselben Augenblick durchschlug eine Brandbombe das Dach und die Zimmerdecke und blieb neben ihm in der Holzplatte des Waschtisches stecken. Nörden versuchte, die Brandbombe he­rauszuziehen, verbrennt sich die Finger und kann die Brandbombe, da sie sehr fest saß, nicht herausziehen. Zu gleicher Zeit schlug eine zweite Brandbombe in das zweischläfrige Bett, in dem noch seine Ehefrau lag und er selbst erst vor wenigen Minuten aufgestanden war, ein. Die dritte Brandbombe traf den Keller­schrank links neben der Schlafzimmertür. Insgesamt werden 12–15 Brandbom­ben den Hof Nörden getroffen haben. Da die Brandbomben überwiegend in Schlaf- und Wohnräume fielen, konnte von dem Inventar nur wenig und von der Kleidung nichts gerettet werden. Frau Nörden und ihre beiden Töchter sind bar­fuß und nur notdürftig angekleidet zum Krankenhaus Darfeld gelaufen und mußten durch die Fenster das Haus verlassen.

Der Familie Nörden wurden heute 94 Bezugsscheine für Spinnstoffwaren und 9 Bezugsscheine für Schuhe sofort ausgestellt, da die Mitglieder der Familie buchstäblich nur noch 1 Hemd am Leibe hatten.

3. Brand bei Wevers:

Die ersten Brandbomben fielen in den Wohnteil des Hauses. Insgesamt hat dieses Haus etwa 10–15 Brandbomben erhalten. Eine Brandbombe durchschlug die Herdplatte und ich habe heute morgen den Rest der Brandbombe aus dem Herd herausgenommen. Bei Wevers mußten 2 Schweine notgeschlachtet wer­den.

Alle drei Häuser wurden mit den Wirtschaftsgebäuden total vernichtet. Im weiteren Umkreis liegen die Brandbomben zahlreich verstreut.

Heute morgen um 10 Uhr stürzte plötzlich eine 27 m lange und 5–6 m hohe Mauer der großen Scheune des Bauern Benning in voller Breite um, ohne daß vorher die geringsten Anzeichen dafür vorhanden gewesen waren. An dieser Stelle waren noch kurz vorher viele Feuerwehrleute vorbei gegangen.

In dieser Nacht wurden zur größten Überraschung und Freude in der Ge­meinde Darfeld nur zwei Sprengbomben in Waldungen Burlo geworfen. Dage­gen fielen an der Grenze Darfeld–Horstmar in der Bauernschaft Schagern meh­rere Sprengbomben. Eine auf das Pflaster des Hofes Schulze Hillert gefallene Sprengbombe drückte die eine Mauer der Stallung ein und tötete 8 Kühe.

 

In dieser Nacht fielen bei dem Hofe Wiechert Osterwick Brock 50 Brand­bomben.

 

[Beiliegend ein Zeitungsausschnitt mit Abbildung. Am Rand: Gescher Gabel­punkt am 9. III. 42  1020]

Ein nächtlicher Luftkampf

„Ein feindliches Flugzeug wurde abgeschossen“, so be­richtete der Wehrmachtbericht am Dienstagmittag. Dieser Abschuß erfolgte durch einen Nachtjäger. Mit großer Wucht ist die Maschine auf den Boden auf­geschlagen und hat einen tiefen Krater hinterlassen. Im weiten Umkreis liegen die letzten Reste des Flugzeuges. Es sind nur Bruchteile einer Vickers Welling­ton .

Von dem Flugzeugführer erfahren wir über den Abschuß folgendes: „Nach­dem wir den Tommy aufgespürt hatten, ließen wir nicht locker und bemerkten bald, daß auch unser Gegner uns entdeckt hatte. Es setzte eine wilde Kurbelei ein. Dabei ereilte ihn das Schicksal. Ein Feuerstoß aus unserer Maschine brachte dem Tommy einen direkten Blattschuß bei, denn die Maschine stürz­te fast senkrecht zu Boden. In dem Augenblick, als sie getrof­fen wurde, schoß eine grelle Flamme aus dem Flugzeug, die uns für kurze Au­gen­blicke vollständig blendete. Nur mit großem Geschick konnte ich meine Ma­schine aus dem Gefahrenbereich herausbringen“Aufnahme: Hülsbusch“

DVD - Osterwick im Jahr 1937

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