Fliegerangriff in Darfeld am 30. 9. 1944

Wir sitzen zusammen und unterhalten uns. Es ist bereits 2320 Uhr spät geworden und ich überlege, ob es nicht Zeit ist zu gehen. Plötzlich setzt ein wildes Geknacker ein, sofort wird mir klar, das kann nur ein Tiefangriff auf den Bahnhof sein. In Gedanken sehe ich die langen Munitionszüge vor mir, die zur Zeit auf dem Bahnhof stehen. Meine größte Sorge gilt meiner Familie. Jeden Augenblick eine gewaltige Explosion erwartend, laufen wir in den Keller, es folgen aber nur noch einige Bordkanonen-Salven. Wir gehen nach draußen und bemerken mehrere Leuchtbomben, die genau in Richtung meines Hauses stehen, außerdem einen Brand, nach der Richtung zu rechnen, auf dem Bahngelände.

 

Ich laufe schnell durch den Garten der Kaplanei, am Bach entlang, wo ich eine kleine Gruppe Menschen antreffe. Ich frage Hermann Niederberghaus, was geschehen ist. Er kann mir jedoch keine genaue Auskunft erteilen. Nach meiner Vermutung ist es der Böltensche Schuppen, der brennt. Auf der Bahnhofstraße steht Frau Prümer. Ich bitte sie, sofort die Feuerwehr zu alarmieren. Als ich zu Hause ankomme, herrscht dort ein großes Durcheinander. Meine Frau atmet bei meinem Erscheinen erleichtert auf. Ich schicke sie und die Kinder sofort aus dem Gefahrenbereich. Das Telefon klingelt unterdes schon unaufhörlich. End¬lich erscheint der erste Feuerwehrmann, Hannes Steenberg, den ich bitte, die genaue Lage des Brandherdes festzustellen. Erst dann komme ich dazu, meine Uniform anzuziehen. Inzwischen ruft Frau Heiming an, ob ein Melder erforder¬lich sei. Ich ob dieser überflüssigen Frage sehr erzürnt. Vergeblich versuche ich das Amt Osterwick zu erreichen, es kommt keine Verbindung zustande, da die Turmwache nicht durch verbinden kann, daraufhin laufe ich mit Berkenbrock zum Brandherd. Ein Waggon, auf dem sich eine große Zugmaschine der Wehr¬macht befindet, brennt lichterloh. Soldaten haben den Wagen bereits bis zum Bahnhofsschuppen gezogen. Auf meine Veranlassung hin, schieben wir den Waggon sofort weiter in Richtung des Stationsgebäudes. Dann schicke ich einen Melder zum Zugführer Böcker, damit dieser sofort die Schläuche vom Kuh¬mannschen Teich zum Stationsgebäude legt. Anschließend klettere ich durch die Hecken und suche die Feuerwehr. Wir legen schnell vom Verteilungsstück 2 C-Schläuche aus. Endlich kommt das Wasser, befreit atme ich auf. Aber was das Pech will, das Wasser strömt mit voller Wucht durch eine schlecht schließende Kupplung. Bei meinem Versuch, die Schläuche zusammenzukoppeln, hole ich mir nur eine nasse Uniform und nasse Füße. Der Motor wird abgestellt und so¬fort klappt es. Das Wasser läuft. Allmählich wird der Feuerschein kleiner und kleiner. Der Bahnhof ist mit Zügen überfüllt. Gerade unterhalte ich mich mit dem Transportführer, einem Oberleutnant der Luftwaffe, als ich plötzlich einen Zusammenstoß höre. Ich sehe, wie der vorher brennende Waggon von einem zurückfahrenden zurückgeschoben wird. Alles läuft nebenher, in dem Glauben, daß die beiden Strahlrohrführer, Josef Kentrup und Hannes Steenberg tödlich verunglückt seien. Gott sei Dank tauchen aber beide wieder auf und haben außer dem Schrecken nur kleinere Schrammen davon getragen. Die Menschenmenge verschwindet schleunigst, als unsere aufgestellten Posten herannahende Flieger melden. Es passiert aber weiter nichts. Wir nehmen die Schläuche wieder auf, wobei einige es nicht unterlassen können, über den nicht erschienen Lösch- und Bergungstrupp, sowie über den Einsatztrupp der Eisenbahn ihre Glossen zu reißen. Wir sind müde und naß, aber doch hoch befriedigt, daß alles gutgegangen hat.

 

F. Benning

Darfeld, den 30. September 1944.

DVD - Osterwick im Jahr 1937

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