Flugzeugabsturz in Holtwick am 30. 1. 1944.

 

Am Sonntag, den 30. 1. 1944 wurde gegen 11 Uhr öffentliche Luftwarnung (ÖLW) gegeben. Kurze Zeit später kam dann voller Fliegeralarm. Während des Alarms überflogen bereits eine Anzahl feindlicher Flugzeuge Osterwick. Sie flogen aus der Richtung Ahaus kommend in Richtung Rheine–Münster weiter. Erstmals wurden an diesem Tage durch den Sender Münster Luftlagemeldungen für den Warnbezirk Gau Westfalen-Nord durchgegeben. In diesen Meldungen wurden die Städte Ahaus und Coesfeld genannt. Zahlreiche Jäger kreisten län­gere Zeit über dem westlichen Münsterland. Die schweren Bomber flogen wei­ter osteinwärts.

Gegen 13,30 Uhr konnte man in Richtung Bauernschaft Horst–Holtwick mehrmals Bordwaffenfeuer in der Luft hören. Wie Augenzeugen mir berichte­ten, stieß nach mehrmaligen Feuerstößen um 13,35 Uhr eine kleine Maschine durch die tiefhängende Wolkendecke und schoß senkrecht nach unten. Der Auf­schlag war verhältnismäßig leicht. Wie Feststellungen ergaben, handelt es sich um eine amerikanische 2 motorige Jagdmaschine, welche auf einer Weide des Bauern Pöpping im Holtwicker-Brock abgestürzt ist. Das feindliche Flugzeug wurde restlos zerstört und bildete bei dem Aufschlag einen Trichter von 10 m Länge, 6 m. Breite und 2 m. Tiefe. Da bis zum Abend aus dem Trichter noch Flammen schlugen und hin und wieder Munition explodierte, konnte bisher noch nicht festgestellt werden, ob unter den Trümmern noch Flugzeuginsassen vorhanden sind.

In einer Entfernung von rd. 2000 m Luftlinie wurde auf einer Weide des Bau­ern Fritz Heidbrinck ein Insasse des Flugzeuges tot gefunden. Auf Grund der gefundenen Erkennungsmarken und des am Handgelenk befindlichen Erken­nungsschildes wurde der Insasse des Flugzeuges wie folgt identifiziert:

RICHARD L. OTT
O - 416336 T41              O
Miss HELEN L OTT
966 LEXINGTON AVE
N.Y., N.Y.                      P

Silberplatte am Handgelenk:

RICHARD L. OTT
O - 416336.

Die Leiche wurde sofort zum Krankenhaus Holtwick überführt und wird in den nächsten Tagen auf dem Friedhof in Holtwick beigesetzt werden. Ein Pelz­stiefel, der den Namen des Toten trug, wurde in der Nähe des Hofes Richter-Thier am Ostrand des Dorfes Holtwick gefunden.

Bei dem Flieger wurden folgende Wertsachen gefunden:

1.)  2 Erkennungsmarken mit der Aufschrift:

RICHARD L. OTT
O - 416336 T41         O
Miss HELEN L OTT
966 Lexington Ave
N.Y., N.Y.                P

2.)  1 kleines Silberschild mit der Aufschrift:

RICHARD L. OTT
O - 416336

3.)  1 Armbanduhr,

4.)  1 Fingerring,

5.)  Reste eines Füllhalters,

6.)  Drehbleistift,

7.)  1 Compaß,

8.)  7 Photographien,

9.)  Papiergeld,

a) 5 Scheine je 1 „One Pound“,

b) 1 Schein „twintig Gulden“,

c) 1 Schein „50 Francs oder 10 Belgas“,

d) 3 Scheine je „100 Francs oder 20 Belgas“,

e)   10 Scheine je „100 Francs“.

Diese Gegenstände wurden dem Stabsfeldwebel Collerius Fliegerhorst Lod­denheide am 31. I. 44 zur Weitergabe an die Angehörigen übergeben.

Außer mehrmaligem Fliegeralarm hat sich an diesem Tage im Amtsbezirk Osterwick sonst nichts ereignet.

Osterwick, den 31. 1. 1944

Hf [Dr.Herbsthoff]

 


[Von Dr. Herbsthoff handschriftlich hinzugefügt:]

An diesem Tage wurden Bochum, Braunschweig u. Hannover angegriffen


 

 

 

Der Amtsbürgermeister                         Osterwick/Westf., den 31. 1. 1944.
Fernsprecher: Nr. 7 Postamt Darfeld      Kreis Coesfeld

An
die Fliegerhorstkommandantur
Abt. Bergung von Feindflugzeugen
in Handorf b. Münster  i. Westf.

Wie ich bereits sofort telefonisch nach dort gemeldet habe, ist gestern, am 30. 1. 1944 um 13,35 Uhr ein amerikanischer Jäger ungefähr 1000 m westlich des Bahnhofs Holtwick Kreis Coesfeld /Westfalen im Amtsbezirk Osterwick abge­stürzt. Die Maschine ist restlos vernichtet. Die Leiche eines Insassen wurde ungefähr 2000 m. von der Aufschlagstelle entfernt gefunden. Der Fallschirm hatte sich nicht geöffnet. Die Leiche ist in die Leichenhalle des Krankenhauses Holtwick überführt und wird in den nächsten Tagen auf dem Friedhof in Holt­wick beigesetzt. Die Grabnummer wird noch mitgeteilt werden.

Folgende bei dem Toten gefundenen Gegenstände sind diesem Schreiben bei

gefügt:

1.)  Erkennungsmarken mit der Aufschrift:

RICHARD L. OTT
O - 416336 T41      O
Miss HELEN OTT
966 LEXINGTON AVE
N.Y., N.Y.

2.)  1 kleines silbernes Schild mit der Aufschrift:

RICHARD L. OTT
O - 416366

3.)  1 Armbanduhr,

4.)  1 Fingerring,

5.)  Reste eines Füllhalters,

6.)  Drehbleistift,

7.)  Kompaß,

8.)  7 Photographien,

9.)  Papiergeld:

j)  5 Scheine je 1 „One Pound“,

k) 1 Schein „Twintig Gulden“,

l)  1 Schein „50 Francs oder 10 Belgas“,

m)  3 Scheine je „100 Francs oder 20 Belgas“,

n)   10 Scheine je „100 Francs“.

gez.  Dr. Herbsthoff

 

Die in dem umseitigen Schreiben aufgeführten Gegenstände sind von dem Unterzeichneten am 31. 1. 1944 dem Stabsfeldwebel Collerius, Fliegerhorst Loddenheide, mit Fallschirm und Schwimmweste des Toten ausgehändigt wor­den.

Der Amtsbürgermeister
Hf [Dr.Herbsthoff]

 


 

 

 

Der Amtsbürgermeister                         Osterwick/Westf., den 1. 2. 1944.
Fernsprecher: Nr. 7 Postamt Darfeld      Kreis Coesfeld

An

            Kommando Flughafenbereich  3/VI in Handorf bei Münster i. Westf.

 

Unter Bezugnahme auf mein Schreiben vom 31. 1. 1944 über die bei dem in Holtwick Krs. Coesfeld abgestürzten amerik. Jäger Richard Ott gefundenen Gegenstände erhalten Sie heute noch folgende Münzen:

1 Silbermünze der Panama Republik,
1 halbe engl.Krone,
1 engl. Silbermünze „One Florin”,
1 engl. Silbermünze „One Schilling”,
1 engl. Kupfermünze „One Penny".

Diese Münzen sind nachträglich bei der Untersuchung im Krankenhaus in einer Tasche des Toten gefunden worden.

Die in dem Schreiben vom 31. 1. 1944 bezeichneten Gegenstände sind dem Stabsfeldwebel Collerius, Fliegerhorst Loddenheide, mit dem Schreiben überge­ben worden.

Der Tote wurde am 31. 1. 1944 auf dem Friedhof in Holtwick – Grabnummer 12 – beerdigt.

gez. Dr. Herbsthoff.

 


DVD - Osterwick im Jahr 1937

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