Flugzeugabsturz in Holtwick und Osterwick am 14. 2. 1945.
Fliegerangriff in Darfeld am 14. 2. 1945.
In Richtung Holtwick und Bauernschaft Höven hörte man am 14. 2. 1945 morgens gegen 8,15 Uhr 2 starke Detonationen. An Ort und Stelle habe ich fol¬gendes festgestellt:
4–5 amerikanische Jäger gerieten mit 2 deutschen Jägern in einen Luftkampf. Vom Boden aus wurde heftiges Bordwaffenfeuer beobachtet. Eine Jagdma¬schine explodierte mit sehr starkem Knall hoch in der Luft. Die einzelnen Teile wurden über die ganze Bauernschaft Bleck, nördlich der Straße Holtwick–Osterwick verstreut. Die beiden Tragflächen lagen auf einer Weide in der Nähe des Hofes Althues. Nicht weit davon lag der unbekleidete Rumpf des Piloten. Stoffreste aus feinem Kammgarnstoff ließen erkennen, daß der Pilot ein Offizier war. Mehrere hundert Meter davon lagen 2 Füße, weit voneinander entfernt, die noch in den Stiefeln steckten; ebenfalls der fehlende Arm. Später wurde dann der Rock des Piloten mit den Abzeichen eines Oberleutnants und dem EK I auf einem Feld in der Nähe des Hasenbusches, südlich der Straße Osterwick-Holt¬wick gefunden. In der Rocktasche steckte noch die Erkennungsmarke. Der linke Ärmel war herausgerissen. 2 Benzintanks und 2 Turbinenmotore waren in der Nähe des Ortsbauernführers Thier abgestürzt und brannten noch lichterloh. Auf einem anderen Ackerstück lag das Leitwerk dieser Maschine, auf welches an zwei verschiedenen Stellen die Nr.: 170068 mit schwarzer Schrift aufgezeichnet war.
Der Pilot dieser Maschine war nach Mitteilung des Fliegerhorstes Rheine ein Oberleutnant.
Zur gleichen Zeit ist eine zweite deutsche Maschine ungefähr 40 m. von dem Hofe Dinkheller in Osterwick, Bauernschaft Höven Nr. 30 abgestürzt und beim Aufschlag auf der Erde explodiert. Dieses Flugzeug ist aus westlicher Richtung in niedriger Höhe direkt auf den Hof Dinkheller zugeflogen, hat mehrere Bäume umgerissen bzw. gestreift und beim Aufschlag einen größeren Trichter verur¬sacht. In der Nähe des Trichters lag ein großer freigelegter Findling. Neben die¬sem Stein ragte eine Bombe von erheblichem Durchmesser mit der Spitze aus der Erde. Teile dieser Maschine wurden ebenfalls weit verstreut. Rumpf und Motor müssen sich noch in dem Trichter, der an mehreren Stellen brannte, be¬finden. Von dem Piloten ist bisher nur ein Unterarm und mehrere unkenntliche Reste gefunden. Kleidungsstücke und Papiere wurden nicht gefunden, so daß dieser Tote bisher nicht identifiziert werden konnte.
Das Haus Dinkheller wurde durch die Wucht der Explosion beschädigt. Auf dem Dache fehlten mehrere Hundert Dachziegel und das Glas in mehreren Fen¬stern.
Am Abend diese Tages kam eine Kommission vom Fliegerhorst Rheine, um die Unfallstelle zu besichtigen. Beide Flieger waren in Rheine aufgestiegen und flogen neuartige Turbinenflugzeuge ???, welche nur älteren erfahrenen Piloten anvertraut würden. Den Sachverständigen war es unverständlich, daß die beiden Flugzeuge von feindlichen Jägern abgeschossen sein sollten, da die Geschwin¬digkeit dieser Flugzeuge 2–3 x größer ist als die der Feindmaschinen. Inzwi¬schen haben sich Wehrmachtsangehörige einer Flakbatterie erkundigt, wo von ihnen eine Spitfire abgeschossen worden sei. Von einem solchen Abschuß ist bisher noch nichts bekannt geworden.
Der Luftkampf muß sich über dem Hofe Gr. Lembeck abgespielt haben, da Bordwaffengeschosse das Dach dieses Hauses durchschlagen haben.
Der Fliegerhorst Rheine ist von mir über den Absturz beider Flugzeuge sofort verständigt worden.
An diesem gleichen Tage wurden um 16,45 Uhr in der Gemeinde Darfeld beim Hof Wellner in der Bauernschaft Netter, 6 Sprengbomben von Jagdbom¬bern abgeworfen. Hierdurch entstanden am Wohnhaus Wellner erhebliche Sach¬schäden. Fast alle Dachziegel wurden abgedeckt. Personenschäden sind nicht entstanden.
Außerdem sind zur gleichen Zeit wenige Hundert Meter weiter in der Bauern¬schaft Hamern auf Billerbecker Gebiet ebenfalls 4 Sprengbomben abgeworfen worden.
An diesem Tage herrschte sehr lebhafte Flieger-, insbesondere Jägertätigkeit. U. a. erhielt ein Bauernhof bei Gerleve Volltreffer, durch die das Vieh unter den Trümmern begraben wurde.
Ferner fielen in Dülmen-Kspl., Daldrup 4–500 Sprengbomben, wodurch zahl¬reiche Bauernhöfe erheblich beschädigt wurden.
Außerdem wurde der Lastwagen der Fa. Lülf in Osterwick auf der Fahrt nach Velen in der Nähe des Gabelpunktes sowohl auf der Hinfahrt wie auf der Rück¬fahrt beschossen. Es wurden hierbei 2 Reifen durchschossen. Dagegen blieben beide Insassen (Josef Lülf und Konrad Venker) unverletzt.
Dr.Herbsthoff