Gend. Einz. Posten Osterwick

Kreis Coesfeld                                                     Osterwick, 10. Juni 1944.

Reg. Bez. Münster

An den

Herrn Amtsbürgermeister

in Osterwick.

Bericht!

Betr.:  Abwurf von Brandflaschen.

Am 10. Juli 1944 gegen 0,30 Uhr wurde ich von der Polizeiwache Coesfeld telefonisch davon in Kenntnis gesetzt, daß am 9. Juni 1944 gegen 23,30 Uhr auf Schloß Varlar in Osterwick, Höven an der alten Rentei eine Brandflasche abge­worfen sein soll, der Brand des Inhalts der Brandflaschen aber schon wieder gelöscht sei.

Am Morgen des 10. Juni 1944 begab ich mich sofort zur angeblichen Ab­wurfstelle um Ermittlungen anzustellen und stellte hierbei fest, daß es sich nur um eine Brandflasche gehandelt haben kann. Daß hier ein Sabotage-Akt vor­liegt, kann ich mir nicht denken, denn dann hätte der Betreffende die Brandfla­sche wohl durch ein Fenster in die Oberförsterei hinein geworfen und nicht säu­berlich am Rande des Vorplatzes der Oberförsterei und der Rasenfläche.

Nach meiner Ansicht liegt hier ein Dummejungenstreich vor. Ermittlungen nach dem Täter blieben erfolglos. Auch wurden beim Absuchen der näheren und weiteren Umgebung der Oberförsterei keine weiteren Brandflaschen gefunden, so daß ein Abwurf durch Ballone nicht vorliegen kann.

               Liesert

Bez. Oberw. d. Gend. d. Res.

 

Stellv. Generalkommando  VI. A.K.             O.U.  Varlar, den 10. Juni 1944.

   (Wehrkreiskommando  VI)

 

Gegenwärtig:

Major u. Dienststellenleiter Piderit

Feldwebel Eckerlin

als Schriftführer.

 

Es erscheint der Oberschirrmeister Fritz Klinge, Stellv. Gen. Kdo. VI. A.K. (Wehrkreiskraftfahroffizier) der Person nach bekannt und gibt an:

Am 9.Juni 1944 abends saß ich mit Inspektor Poloczek und Kriegswerkmei­ster Möller in meinem Zimmer zusammen, als durch die Oberförsterei gegen 24 Uhr angerufen wurde, daß vor der Oberförsterei ein Brand sei. Es wurde gesagt etwa: Ich vermute, daß es sich um eine Brandbombe handelt. ist eigentlich Alarm. Es wurde geantwortet, wir kommen sofort herüber. Das Gespräch wurde dann abgebrochen und bei der Vermittlung des Panzerbrigadestabes in Coesfeld angerufen und gefragt, ob Alarm oder Voralarm sei. Von dort aus wurde gemel­det, daß beides nicht der Fall sei. Wir haben einen Sandbehälter mitgenommen und sind dann mit drei Mann sofort zur Brandstelle gefahren. Wir sind vorsich­tig an den ca. 1 ½ qm großen Brandherd herangegangen und haben diesen mit Sand abgelöscht nachdem wir uns überzeugt hatten, daß irgendwelche Spreng­körper nicht zu sehen waren. Während des Ablöschens war in größerer Entfer­nung eine größere Anzahl Schüsse zu hören (ca 50). Diese Schießerei brach plötzlich ab. Man hatte den Eindruck, daß dort eine militärische Nachtübung stattfände. Eine spätere Anfrage bei dem Batl. 4 und dem Nachrichtenzug der Brigade ergab, daß über eine militärische Übung dort nichts bekannt war.

Nachdem die Flammen erstickt waren, sah man erst, daß ein größerer Teil der Umgebung leuchtete, so daß es sich offenbar um Phosphor handelte. Daraufhin wurde sofort der Wagen (WH 1464242) aus diesem Bereich entfernt und dabei wurde dann auch festgestellt, daß auch unsere Kleidung von Phosphor be­schmutzt war. Wir haben dann mit den Hausbewohnern gesprochen, daß nie­mand die Phosphorzone betreten dürfe und auf die Gefahr hingewiesen, welche dadurch entsteht, das Phosphorspuren auf Teppiche usw. verschleppt werden. Die Phosphorspuren an unserer Kleidung haben wir so gut wie möglich entfernt. Eingeschaltet sei noch, an der Brandstelle lagen Glaßplitter von einer Flasche, ein Flaschenkopf mit Selterwasser-Patentverschluß, kleine weiße Stücke die wir für Karbid gehalten haben und im Dunkeln nicht leuchteten aber nach Karbid rochen.

Außerdem war am 10. 6. morgens noch ein starker Phosphorgeruch bemerk­bar.

Von der Oberförsterei aus habe ich die Polizei in Coesfeld angerufen, da in dem Dorf Osterwick ja nur ein Beamter vorhanden ist und es entwickelte sich ein längeres Telefongespräch. Nachdem ich dem am Apparat anwesenden Be­amten den Vorfall geschildert hatte und sich im Laufe der Unterhaltung eine recht große Schwerfälligkeit in der Auffassung ergeben hatte, erklärte der Be­amte, daß er versuchen wolle, einen Beamten der Streife nach Varlar zu schicken. Bisher ist ein derartiger Mann hier nicht erschienen. Etwa 1 Stunde nach Verlassen der Brandstelle begann meine Hose an einer kleinen Stelle zu glimmen mit großer Hitzeentwicklung. Die Stelle wurde sofort wieder abge­löscht und die Hose liegt vorläufig im Wasser. Ebenso sind die beschmutzten Stiefel so mit nassem Sand eingepackt, daß ein Brand nicht entstehen kann.

vorgelesen                    genehmigt                    unterschrieben.

Fritz Klinge,  O.Schirrmstr.

geschehen wie oben

Piderit

Major u. Dienststellenleiter

 

o.U. Varlar, den 10. 6. 44.

Weiter erscheint der Kriegswerkmeister Gustav Möller von der Dienststelle Feldpostnummer: 01402 S z.Zt.dienstlichen Aufenthalte bei Stellv.General­kommando VI. A.K. (Wehrkreiskraftfahroffizier) der Person nach bekannt, und erklärt:

Die Außage des Oberschirrmeisters Klinge vom 10 Juni 1944 ist mir vorgelesen. Diese Aussage ist richtig und ich mache sie zum Gegenstand der meinigen mit folgender Einwendung, daß ich am 10. Juni 1944 an der Brandstelle nicht anwe­send war und somit den jetzt noch wahrnehmbaren Phosphorgeruch persönlich nicht feststellen konnte.

vorgelesen                    genehmigt                    unterschrieben.

Gustav Möller

geschehen wie oben

Piderit

Major u. Dienststellenleiter

DVD - Osterwick im Jahr 1937

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