Fliegerangriff in Holtwick in der Nacht

vom 28./29. Januar 1942.

 

Trotzdem der Himmel bedeckt war und Schnee und Regen fiel, kamen gegen ½ 9 Uhr die ersten feindlichen Flieger über den Amtsbezirk in Richtung Mün­ster und Coesfeld geflogen. Nachmittags hatten die beiden Städte Münster und Coesfeld für kurze Zeit Fliegeralarm. Insgesamt überflogen bis 10 Uhr 5 oder 6 feindliche Flugzeuge unseren Amtsbezirk. Bereits um ½ 9 Uhr fiel in der Rich­tung nach Billerbeck eine Bombe. Die Wolken hingen sehr tief. Dagegen gab das Mondlicht etwas Helligkeit.

Kurz nach 10 Uhr hörte man aus der Richtung Holtwick zwei schwere Deto­nationen. Die Türen und Fenster wurden in Osterwick stark erschüttert. Gegen 12 Uhr erhielt ich telefonisch die Mitteilung, daß in der Nähe der Heuerlings­wohnung Linnemann des Bauern Sch. Niehoff in Holtwick, Bauernschaft Hege­rort 2 Sprengbomben gefallen sein sollten. Gegen 2 Uhr nachts wurde mir tele­fonisch mitgeteilt, daß insgesamt 6 Sprengbomben dort abgeworfen seien und verhältnismäßig wenig Sachschaden verursacht hätten.

Heute morgen stellte ich an Ort und Stelle folgendes fest: Die erste Bombe – Sprengtrichter 7 m im Durchmesser und 2,50 m tief – lag ungefähr 50 m vom Wohnhaus Linnemann entfernt in einem Roggenfeld. Mehrere hundert Meter waren die Erdbrocken und Splitter geflogen. Die Spuren konnte man in dem hohen Schnee deutlich feststellen. Am Wohnhaus Linnemann waren nahezu sämtliche Fenster zertrümmert, mehrere Risse im Mauerwerk und verschiedene Beschädigungen auf dem Dache, insbesondere ein 1 qm großes Loch, welches durch schwere Erdbrocken verursacht worden war. Die zweite Bombe lag unge­fähr 100 m weiter am Waldrand und hatte einen Sprengtrichter von 8 m Breite und 3 m Tiefe.

Weitere 4 Sprengbomben-Trichter lagen in der Nähe. Splitter konnten infolge des hohen Schnee’s nicht gefunden werden.

Das Leitwerk einer 5-Ztr.-Bombe mit dunkelgrünem Anstrich – bisher immer gelber Anstrich – wurde in der Nähe des Sprengtrichters gefunden und von mir sichergestellt.

Frau Linnemann, deren Mann z.Zt. Soldat ist, war mit vier kleinen, noch nicht schulpflichtigen Kindern sowie einem älteren Mädchen allein zu Hause. Die Scherben der Fenster sind in die Betten, in denen die Kinder schliefen, gefallen. Menschen oder Vieh wurden nicht im geringsten verletzt.

Da der Himmel stark bedeckt war und keine Leuchtkugeln gesetzt wurden, muß angenommen werden, daß irgendwo in der Nähe der Einschlagstelle nicht genügend verdunkelt war.

Die Instandsetzungsarbeiten wurden sofort veranlaßt und werden voraus­sichtlich bis morgen Abend beendet sein.

In der Nacht von Montag, den 26. auf Dienstag, den 27.1.1942 wurde in Osterwick eine Temperatur von minus 27 Grad in der Gärtnerei Thoms gemes­sen. In der kommenden Nacht vom 27./28.1.42 sank die Temperatur bis auf 0 Grad am 28.1.1942. Gegen Abend setzte Schnee und Regen ein, so daß ein Jeder überrascht war, als trotz dieses schlechten Wetters feindliche Flieger nach hier kamen.

Osterwick, den 29. Januar 1942.

Dr.Herbsthoff

 

[Beiliegend zwei Zeitungsausschnitte:]

Erfolgreich..

 

Bombenangriff auf Münster erfolgreich abgewehrt

 

Münster. Das Reichspropagandasamt gibt bekannt: In der Nacht zum 28. Januar 1942 versuchten britische Bomber wiederum die Stadt Münster anzugrei­fen. Der starken und ausgezeichneten Abwehr der Flak-Artillerie gelang es, durch planvollen Beschuß die Angriffe der in mehreren Wellen wie­derholt gegen die Stadt anfliegenden feindlichen Maschinen zurückzuwei­sen, so daß es keiner einzigen möglich war, über dem Stadtgebiet zum Einsatz zu gelangen. Die feindlichen Fliegerverbände wurden auseinandergetrieben und gezwungen, über freiem Gelände ihre Bomben abzuwerfen. So fielen die Sprengbomben verstreut im weiten Münsterland fast ausnahmslos auf freies Feld und richteten lediglich geringen Flur- und in wenigen Fällen Gebäudescha­den an.

DVD - Osterwick im Jahr 1937

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