Fliegerangriff in Darfeld.

 

In der Nacht von Donnerstag, den 28. auf Freitag den 29. August 1941 kamen gegen 2,20 Uhr mehrere feindliche Flieger über Osterwick geflogen. Es war in dieser Nacht ein Angriff auf das Industriegebiet (Recklinghausen bis Dort­mund).

Gegen 2,30 hörte ich vom Feuerwehrturm in Osterwick den sausenden und flötenden Ton eines Bombenabwurfs in Richtung Darfeld von einem feindlichen Flieger, welcher bereits seit kurzer Zeit über den Gemeinden Osterwick und Darfeld gekreist hatte. Kurze Zeit nach dem Abwurf flammten in einer Breite von ungefähr 200 m eine ganze Anzahl Brandbomben mit ihrem schneeweißen Licht grell auf. Es war die rechts von der Windmühle in Höpingen. Wenige Mi­nuten später sah man, wie sich ein Feuer mit rotem Schein auf der linken Hälfte des Brandbombenabwurfs entwickelte. Wir nahmen zunächst an, daß der Brand hinter Höpingen in den Bauernschaften Aulendorf oder Esking war. Kurze Zeit spä­ter als der Feuerschein stärker wurde, habe ich telefonisch festgestellt, daß der Bauernhof Franz Damer in Höpingen Nr. 12 von mehreren Brandbomben getroffen war und in hellen Flammen stand.

Sofort wurde das Ausrücken der Motorspritze Osterwick mit acht Mann an­geordnet. Als ich mit Polizeihauptwachtmeister Suuck an der Brandstelle ein­traf, standen Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude in hellen Flammen. Die Feuer­wehr Darfeld hatte bereits ihre Motorspritze angesetzt und mit dem Löschen begonnen. Dem gewaltigen Feuer gegenüber waren sie zur Zeit jedoch fast machtlos. In den Wirtschaftsgebäuden befanden sich insgesamt 30 Fuder Ge­treide, Heu und Stroh, welche durch die Brandbomben sofort in Brand gesetzt waren und an allen Ecken und Enden lichterloh brannten.

Mehrmals mußte die Feuerwehr ihre Tätigkeit unterbrechen und in Flieger­deckung gehen. Bomben wurden jedoch nicht mehr geworfen. Bis auf ein 1½ jähriges Fohlen (Schätzungswert 1200 RM) welches nicht mehr herausgeholt werden konnte und verbrannt ist, wurde sämtliches Vieh sowie auch fast die gesamte Wohnungseinrichtung durch Nachbarn und Feuerwehr gerettet.

Eine Brandbombe war durch den Dachstuhl, durch ein Schlafzimmer, durch den Saal und durch die Fußbodendecke bis in den Keller gefallen und hat dort gebrannt. Der Bauer teilte mir mit, er sei durch Fliegergeräusche aufgestanden, habe sich aber bald wieder hingelegt, da er nichts mehr gehört habe. Kurze Zeit später hörte er Bomben fallen, sprang auf und lief in den Keller, um hier eine gezündete Brandbombe zu löschen. In demselben Augenblick brannte aber auch schon der Dachboden über die Tenne und den Stallungen, so daß er diesem star­ken Feuer gegenüber hilflos war. Der Hof muß wenigstens von 4–5 Brandbom­ben direkt getroffen worden sein.

Weitere Brandbombeneinschläge lagen zwischen den Höfen Damer und Gottheil, auf der Straße zum Berghügel, sowie bei den Höfen Sicking, Reers und Overwaul Alfons. Hart an der Gemeindegrenze Darfeld–Billerbeck der Bauern­schaften Höpingen–Aulendorf waren zur gleicher Zeit 7 Sprengbomben mit zum Teil sehr großen Sprengtrichtern (10 m Durchmesser und 3 m Tiefe) abgewor­fen. Außer geringfügigem Schaden an den Fenstern und Dachpfannen auf dem Hofe Reers in Höpingen, sowie leichten Verletzungen an zwei Kühen auf einer Weide Overwaul Alfons haben diese Bomben glücklicher Weise keinen Scha­den verursacht. Insgesamt wurden in der Bauernschaft Höpingen 100–150 Brandbomben abgeworfen. (120)

Die Wiederherstellungsarbeiten für den völlig zerstörten Hof Damer sind so­fort in die Wege geleitet worden.

 

Feststellung des Inventarschaden.

Bombenschäden durch Fliegerangriff auf den Hof Damer in Höpingen.

Heu                                                                                        1.188,40 RM

Stroh                                                                                      1.131,60  “

Getreide                                                                                  4.552,00  “

Gartenfrüchte                                                                               18,00  “

Geflügel                                                                                    155,00  “

Säcke                                                                                        115,00  “

Landw. Maschinen und Zubehör                                              7.012,00  “

Wagen u. Zubehör                                                                   2.643,00  “

Wirtschaftsgerät                                                                      3.675,45  “

Stalleinrichtungen                                                                    1.238,00  “

                                                                                    Sa.   21.729,35 RM.

 

Sprengung von Blindgängern in Osterwick und Darfeld.

   I.   Am Montag, den 8. 9. 1941 traf hier ein Sprengkommando des SHD 5/22 (mot.) in Münster unter Führung des Gruppenführers Heuer (Anstreicher­meister in Stadtlohn) und unter der Leitung des Oberfeuerwerkers Holz von der Luftzeuggruppe VI in Münster ein, um die 35 m vom Hofe des Bauern Heinrich Fleige in Osterwick, Höven 78 liegende nicht detonierte Flieger­bombe zu sprengen.

Die Bombe wurde in der Nacht vom 8./9. 7. 1941 abgeworfen. Bei der Freilegung der Bombe wurde festgestellt, daß es sich um eine Spreng­bombe G.P. 250 L B (230 Pfund) - Langzeitzünder - handelte.

Das Schwanzstück, an dem der Schlagbolzen für den Langzeitzünder un­tergebracht ist, wurde von dem Feuerwerker geborgen und befindet sich im Eigentum des Amtes Osterwick.

Am 9. 9. 1941 um ½ 1 Uhr mittags wurde die Bombe, welche in dem Sandboden nur 2,20 m tief lag, von dem Feuerwerker gesprengt, ohne ir­gendeinen Schaden anzurichten.

II.   Am Dienstag, den 9. 9. 1941 traf nachmittags ein weiteres Sprengkom­mando unter Führung des Gruppenführers Heumann vom SHD Münster und unter Leitung des Oberfeuerwerkers Prante der Luftzeuggruppe VI Münster ein, um die Blindgänger bei Ochtrup und Palz, die in der Nacht vom 9./10.7.1941 abgeworfen wurden, zu sprengen. Die bei Palz liegende, nicht detonierte Bombe, lag in einer Tiefe von nur 1 m. Es war eine Sprengbombe mit Aufschlagzünder 500 L.G. (450 Pfund). Die Bombe war durch eine Pappel gehindert, quer eingefallen und beim Aufschlag in meh­rere Teile zerrissen. Der Zünder wurde beim Aufschlag stark verbogen, so daß die Bombe nicht explodierte, obwohl sie entsichert war.

Nach Entfernung der Sprengkapsel und des in der Bombe befindlichen Sprengstoffes wurden die einzelnen Teile der Bombe restlos sichergestellt und sollen von dem Schmiedemeister Bernard Kernebeck in Osterwick zu­sammengeschweißt werden.

III.   Im Laufe des 10. 9. 1941 wurde die bei Ochtrup gefallene Bombe freige­legt. Es war eine 500 Pfund-Bombe mit Aufschlagzünder, welche 1½ m von der Einschlagstelle lag und sich in der Erde wieder mit der Spitze nach oben gestellt hatte. Die Bombe wurde von dem Oberfeuerwerker Prante durch Herausnehmen des Zünders entschärft und soll der Lufthauptmuniti­onsanstalt in Bork zu Versuchszwecken überwiesen werden.

IV.   Am Freitag, den 12. 9. 1941 wurde von dem Sprengkommando – Leitung Oberfeuerwerker Prante und Gruppenführer Heumer – die in der Nacht vom 18./19. 8. 1941 abgeworfene, nicht detonierte Bombe in der Weide des Bauern Klemens Schulze Janning in Darfeld, Oberdarfeld 8 gesprengt. Die Bombe lag in einer Tiefe von 2,50 m und hatte ein Gewicht von 250 engl. Pfund. Die Bombe lag ungefähr 1½ m von der Einschlagstelle ent­fernt flach im Boden in Richtung auf den Hof Schulze Janning.

Das Schwanzstück mit dem Schlagbolzen für den Langzeitzünder wurde geborgen und befindet sich im Eigentum des Amtes Osterwick.

V.   Am Freitag, den 12. 9. 1941 wurde der in der Nacht vom 25./26. 7. 1940 in einem Kartoffelacker des Bauern Heinrich Sälker in Osterwick, Höven 10 abgeworfene Blindgänger von dem Sprengkommando – Leitung Oberfeu­erwerker Holz und Gruppenführer Heuer – gesprengt. Die Bombe lag in ei­ner Tiefe von 6,10 m. Nach 4 m Lehmboden kam 1–2 m Fließboden, so daß die Freilegung des Blindgängers sehr große Schwierigkeiten machte und 2 volle Tage gedauert hat. Bei der Sprengung flogen Sprengstücke auf den Hof Sälker und auf den Hof Kuhfuß. Es handelte sich um eine Lang­zeitzünder-Bombe vom 250 engl. Pfund.

VI.   Der in der Nacht vom 25./26. 7. 1940 auf einer Weide der Ww. Kirchhof in Osterwick, Höven 25 abgeworfene Blindgänger mußte ebenfalls gesprengt werden, da die Fa. Kuhfuß auf dieser Weide den Boden für die Herstellung von Ziegelsteinen abbauen wollte. Diese Bombe wurde am Montag, den 15. 9. 1941 gesprengt. Es war eine Langzeitzünderbombe (250 Pfund), welche schräg eingefallen und in einer Tiefe von 2,50 m mit der Spitze nach oben lag. Das Bodenstück mit dem Schlagbolzen wurde von dem Oberfeuerwerker Holz der Amtsverwaltung übergeben.

Gruppenführer Heumer, Luftgaupostamt Mstr. 2, Feldpost 12076

Oberfeuerwerker Prante, Siddinghausen 106 über Büren/Westfalen

Springer ? Schutz ?.... ??  12. 9. 41

            “          Ochtrup

DVD - Osterwick im Jahr 1937

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